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Melodien: “3 Tage auf dem Maifeld Derby”

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Maifeld Derby: entspannte Stimmung und tolle Acts

Ihre Energie ist übermächtig. Als Tank and the Bangas die Bühne betreten, schwappt von der ersten Sekunde an unendlich viel Kraft durch das große Zirkuszelt. Besonders Sängerin Tarriona „Tank“ Bal ist eine Wucht. Hiphop, Soul, Jazz, Funk und kluge Texte. Die Musik der Gruppe aus New Orleans ist dynamisch, bunt und wild. Für mich ist ihr Auftritt definitiv ein Highlight des dreitägigen Festivals in Mannheim.

Blauer Himmel, Wimpelketten, keine Alkoholleichen und etwa 70 Konzerte verteilt auf vier Bühnen: Das Maifeld Derby ist auch in diesem Jahr wieder eine riesige Freude für mich. Das Besondere an dem mit insgesamt rund 15.000 Besucher relativ kleinen Festival: die große Bannbreite der außergewöhnlichen Acts. Elektro, Black Metal, Hiphop und Pop – von Musikern aus der ganzen Welt. Beim Maifeld Derby treffen 2018 Newcomer wie Tamino auf etablierte Größen wie die Eels.

Keine Genre-Grenzen

„Wir haben dieses Jahr wieder zahlreiche Acts, die im Ausland weitaus bekannter als in Deutschland sind“, erzählt Veranstalter Timo Kumpf, als wir am Samstagnachmittag durch den Backstage-Bereich des Festivals laufen. Für ihn kennt Authentizität keine Genre-Grenzen. Und: Er vertraue stets auf das tolerante Maifeld-Derby-Publikum, das offen ist, sich gerne inspirieren und von Neuem überraschen lässt. Kaum hat er es ausgesprochen, saust der Sprinter mit Kid Simius an uns vorbei, stoppt.

Timo Kumpf läuft hin und begrüßt den Musiker aus Spanien herzlich durch das geöffnete Fenster. „Kid Simius ist dieses Jahr bereits zum dritten Mal bei uns, eine absolute Ausnahme“, sagt der Organisator. Aber das Publikum liebe ihn und zumindest sei er jedes Mal auf einer anderen Bühne gewesen, fügt der Organisator lachend hinzu.

Credit: Florian Trykowski

Wenige Stunden später erscheint Kid Simius mit buntem Sommerhemd auf der Fackelbühne. Mit seinen treibenden Beats und Gitarenriffs sorgt er bei strahlendem Sonnenschein für die perfekte Festivalstimmung.

Credit: Florian Trykowski

Ibeyi: geballte Frauen-Power

Percussions meets Synthesizer: Bereits am Tag davor, am Freitagabend, begeistern im großen Zirkuszelt Ibeyi. Hinter diesem Musikprojekt stecken die Zwillinge Lisa-Kaindé und Naomi Díaz, die mit ihren Songs auf Rassismus, Emanzipation und die verquere politische Situation in den USA aufmerksam machen. In „No man is big enough for my arms“ stecken beispielsweise Teile einer Rede von Michelle Obama. Toll.

Credit: Florian Trykowski

Raus bin ich danach jedoch bei Nils Frahm kurz vor Mitternacht – trotz großer Neugierde. Aber mir sind seine elektronischen Klänge nach Ibeyi und der abwechslungsreichen Live-Show von Rhye zu schwer. Es ist in diesem Moment keine Option mehr, dem Künstler nun noch eine Stunde aufmerksam zuzuhören. Schade. Aber ihn live zu sehen, ist ein Projekt, das nur aufgeschoben ist.

Credit: Florian Trykowski

Ohne Ecken und Kanten

Auch bei The Wombats springt am Samstagabend der Funke nicht über. Der Auftritt der Band aus Liverpool ist nett, ihre alten Hits wie „Let’s dance to Joy Divison“ oder „Tokyo“ gehen nach wie vor ins Ohr, aber eben nur sie, ansonsten ist ihr Konzert ohne Ecken und Kanten, Musik, die ich vor zehn Jahren während meiner Studienzeit gerne hörte, aber nichts, was mich an diesem Abend mitnimmt oder berührt.

Spannend: Young Fathers

Rap, Pop und Gospel: Sehr außergewöhnlich sind dagegen Young Fathers am Sonntagnachmittag. Die Combo aus Schottland ist beeindruckend. Den Herren auf der Bühne zuzuschauen, ist sowohl visuell als auch akustisch ein Feuerwerk. Für mich eine weitere sehr spannende Maifeld-Derby-Entdeckung.

Ein Herz für Tamino

Ach und natülich sind da noch die großen Namen wie Eels, Editors oder Black Rebel Motorcycle Club. Aber tatsächlich habe ich kein Konzert von ihnen komplett angeschaut – Bands wie Tank and the Bangas, Ibeyi und Young Fathers haben mich in diesem Jahr weitaus mehr mitgenommen. Und: Tamino, ein 20-jähriger Singer/Songwriter aus Belgien. Über ihn werde ich in den nächsten Wochen noch einen extra Text schreiben.

Credit: Florian Trykowski

Credit: Florian Trykowski

Stagnation auf hohem Niveau

Und wie lautet das Resümee des Veranstalters? „Ich bin superhappy mit der diesjährigen Ausgabe“, fasst Timo Kumpf zusammen. Auch wenn bei der achten Auflage des Festivals das erste Mal die Besucherzahlen nicht weiter stiegen. „Es ist aber eine Stagnation  auf hohem Niveau“, betont er. Außerdem: Vor dem Hintergrund, dass durch ein Überangebot im Juni der Markt derzeit komplett neu aufgeräumt wird, sei es mehr als zufriedenstellend, dass sowohl samstags als auch sonntags 5.000 Besucher und am Freitag 4.500 kamen. Die Pläne für 2019 laufen. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen.

Credit: Florian Trykowski

Credit: Florian Trykowski

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